Zwölf Monate lang wurde über die Stadionnamen für die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland nachgedacht. Herausgekommen ist ein großes Durcheinander. Wer da nicht durchblickt, ist selbst schuld. Oder?
Man stelle sich vor, ein Fußballfan zu sein aus, sagen wir England, der im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2024 bei der Ticket-Vergabe das Glück hatte, eine Karte für eines der EM-Spiele in, sagen wir, Köln ergattert zu haben. Ab in den Flieger also, ausgestiegen am Flughafen Köln/Bonn (wo die Verwirrung möglicherweise schon beginnt) und per Taxi zum Stadion. Weil man ja von Haus aus Englisch spricht, der Taxifahrer aber eher Kölsch, sucht man zur besseren Verständigung und Navigation am Handy fix nach „Cologne“ und „Arena“ – und schon sollte alles genau so laufen, wie man es sich gedacht hat in England, als man von der EM träumte, die Europa im Zeichen des Fußballs vereinen soll.
Welch ein Unglück wäre es da, würde der Taxifahrer aus alter Gewohnheit oder weil es das Handy seiner Fahrgäste eben so will, nicht zum EM-Stadion in Müngersdorf fahren, dem des 1. FC Köln, sondern zur „Lanxess Arena“ in Deutz, wo man entweder vor verschlossenen Türen stünde oder Tickets für ein Konzert von, sagen wir Helene Fischer, bräuchte.
So weit, so uneinheitlich
Welch ein Glück für das vereinte Fußball-Europa also, dass der europäische Verband UEFA, die Organisatoren der EM und die zehn Ausrichterstädte offenbar auch an solche Missverständnisse gedacht haben, als sie in einem sage und schreibe zwölfmonatigen Prozess die Namen der zehn EM-Stadien festgelegt haben. Gespielt werden wird im Sommer 2024 also fünf Mal im „Cologne Stadium“ und nicht etwa in der „Cologne Arena“ (oder gar „Köln Arena“). Die Gefahr für fehlgeleitete Fußballfans scheint damit gebannt. Aufatmen in England.
EM-Gäste, die Spiele in Stuttgart besuchen wollen, navigieren einfach zur „Stuttgart Arena“, weil die „Porsche Arena“ ja wirklich direkt neben dem Stadion des VfB liegt. Diesen Weg würde man, ob aus England oder nicht, trotz fehlgeleiteter Taxifahrt wohl finden, scheinen sich die Namensgeber und -finder gedacht zu haben, die die vielen Sponsorennamen der deutschen Stadien ersetzen mussten, weil die UEFA solche Namen bei ihren Wettbewerben eben nicht duldet. Dass man in Leipzig zum „Leipzig Stadium“ muss, obwohl die „Quarterback Immobilien Arena“ direkt nebenan liegt? Geschenkt. Immerhin folgen die restlichen sieben Stadionnamen dem selben Schema aus Stadt in auch international verständlicher Transkription und wahlweise „Arena“ und „Stadium“, wie man ausgehend von diesen Beispielen nun annehmen könnte.
Wohl jenen Fußballfans, die Spiele in Frankfurt besuchen wollen, die müssen, na klar, in die „Frankfurt Arena“. In Berlin bleibt es allerdings beim Olympiastadion (weil da ja kein Sponsor dahintersteckt), und in Hamburg beim Volksparkstadion (obwohl der Name, wenn man es genau nimmt, von Mäzen und Milliardär Klaus-Michael Kühne bezahlt wird). In Düsseldorf navigieren europäische Fußballfans, wenn sie es schaffen, sogar in die umlautbehaftete „Düsseldorf Arena“, in München in die „Munich Football Arena“, in Dortmund in das „BVB Stadion Dortmund“ und in Gelsenkirchen gar in die „Arena AufSchalke“. So weit, so uneinheitlich. Wer da nicht durchblickt, ist selbst schuld. Oder?
Man stelle sich vor, ein Fußballfan zu sein mit Tickets für die EM 2024. Man freute sich schon heute auf die schöne Zeit in, sagen wir Cologne am Rhein.